149. Seismographen bei Börsenbeben, mit Herrn Bätzel (WBS Hünicke)

Shownotes

Anfang August erlebten die Börsen einen „Black Monday“ und die Aktienkurse weltweit gingen in die Knie – doch was hat das Börsenbeben ausgelöst? Mit Herrn Bätzel von der Vermögensverwaltung WBS Hünicke spricht der ES im Interview über die sogenannten Carry Trades, wie sich die Aussichten des DAX geändert haben und welche charttechnischen „Hilfsmittel“ man zu Rate ziehen kann.

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00:00:00: Hallo, mein Name ist Janine Krüger und ich bin die Stimme des Anleger-Podcasts

00:00:04: des Effektenspiegel-Magazins. Wir sind mehr als nur ein Aktien-Podcast.

00:00:08: Wir stehen für unabhängigen Börsenjournalismus und das seit 1971.

00:00:12: In den vergangenen Tagen und Wochen mussten Anleger eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle erleben.

00:00:17: Diese gipfelte dann im Black Monday Anfang August.

00:00:21: Was sollte man jedoch nun beachten und vor allem wie reagiert man bei einem solchen Kursverfall?

00:00:24: Music.

00:00:38: Ich freue mich heute mit unserem Chart-Analysten, Herrn Betzel,

00:00:41: diesen Fragen auf den Grund zu gehen. Hallo Herr Betzel, schön,

00:00:44: dass Sie wieder dabei sind.

00:00:46: Frau Krüger, hallo, grüß Sie. Herr Betzel, die immer wieder aufflammenden Rezessionsängste

00:00:51: belasteten ja schon einige Male die Aktienkurse.

00:00:54: Anfang August ging es dann auf einmal, ja ich sage jetzt mal im freien Fall,

00:00:59: an den Börsen weltweit gen Süden.

00:01:01: Neben schwachen Konjunkturgedaten und der Sorge vor einer Rezession in den USA,

00:01:06: sorgten auch durchwachsende Ergebnisse der US-Tech-Krisen und sogenannte Carry-Trades für Kursstürze.

00:01:13: Könnten Sie unseren Hörerinnen und Hörern noch einmal kurz erklären,

00:01:15: was es gerade mit dem letzten auf sich hat?

00:01:17: Also das will ich natürlich gerne versuchen, wobei das Thema ist relativ komplex,

00:01:22: aber ich versuche das ganz gerne, natürlich.

00:01:23: Und zwar also folgendes, bei Carry Trades passiert folgendes,

00:01:27: es verschuldet sich ein Investor in einer Währung mit einem niedrigen Zinssatz

00:01:33: und legt das Geld aus dem Kredit dann in einer Währung mit einem höheren Zinssatz

00:01:38: oder mit einem hohen Gewinnpotenzial an.

00:01:41: Und das ist auch kein neues Phänomen. Der japanische Yen ist aufgrund des seit

00:01:45: Jahrzehnten tiefen Zinsniveaus von jeher eine beliebte Kreditwährung.

00:01:50: Allerdings hat sich das in den vergangenen anderthalb bis zwei Jahren immer

00:01:55: mehr Investoren zunutze gemacht und der Carry Trade wurde immer größer in Yen.

00:02:00: Und das war dann eben so, es wurden sich eben Yen geliehen und diese wurden

00:02:05: dann sofort in US-Dollar getauscht.

00:02:08: Dahinter steht folgende Überlegung. Wenn ich beispielsweise einen Kredit in

00:02:13: japanischen Yen auf 1% Basis aufnehme und dann das sofort investiere in US-Dollar

00:02:19: und bekomme da auf US-amerikanische Anleihen 5% oder beispielsweise in US-Aktien

00:02:25: ein hohes Gewinnpotenzial,

00:02:27: dann habe ich natürlich sofort einen Profit.

00:02:29: Dazu kamen Kursgewinne in der Währung, weil der US-Dollar in den letzten Jahren

00:02:34: gegen den japanischen Yen stetig an Wert zulegte.

00:02:38: So Mitte Juli allerdings drehte sich dann abrupt das Währungsverhältnis und

00:02:43: der US-Dollar verlor in drei Wochen fast 11% an Wert gegenüber dem Yen.

00:02:48: Und dadurch gerieten einige Kredite in Schieflage und die Investoren mussten

00:02:52: ihre Anlagen verkaufen, um die Kredite zurückzuführen, bevor noch höhere Verluste entstehen.

00:02:58: Das war so mit wenigen Worten mal im Versuch, den Carry-Trade anschaulich zu erklären.

00:03:03: Wenn euch das Thema auch interessiert, haben wir für euch auf unserer Homepage

00:03:06: einen Artikel dazu zusammengefasst.

00:03:09: Schaut da auf jeden Fall gerne auch nochmal rein, es lohnt sich.

00:03:11: Da kriegt man dann die Infos auch nochmal in schriftlicher Form.

00:03:14: Da kann man sich dann noch ein bisschen mehr einlesen. Kommen wir nochmal wieder zurück.

00:03:17: Also ist im Grunde wieder einmal eine Spekulationsblase geplatzt. Ja, definitiv.

00:03:23: Jetzt die Weisheit, man soll nicht entfallende Kurse verkaufen.

00:03:26: Die ist ja allgemein bekannt, auch wenn das wahrscheinlich für den einen oder

00:03:29: anderen schwierig ist, da die Füße stillzuhalten.

00:03:31: Was würden Sie als Chartanalytiker und Vermögensverwalter denn konkret Anlegern

00:03:37: in solchen Situationen raten?

00:03:40: Also ich würde da lieber als Vermögensverwalter antworten und meinen Rat viel

00:03:44: weiter vorne ansetzen, denn das ist viel wichtiger, als sich an Schatz zu orientieren.

00:03:49: Ganz wichtig, jeder Anleger und jede Anlegerin sollte sich vor einer Anlage

00:03:54: in Wertpapieren und vor allem in Aktien eine individuelle, zu den persönlichen

00:03:58: Bedürfnissen und Zielen passende Strategie überlegen.

00:04:01: Ich mache mal zwei, drei Beispiele. Wenn mein Ziel die Altersvorsorge ist und

00:04:06: ich noch 10, 20 oder 30 Jahre Zeit habe, dann brauche ich mir trotz der Kursrückgänge

00:04:11: keine allzu großen Sorgen zu machen.

00:04:13: Denn über solch lange Zeiträume sind trotz der zwischenzeitlichen Kursrückgänge

00:04:18: die Renditen per annu positiv. Positiv.

00:04:20: Nehmen wir ein Beispiel, Corona ist noch gar nicht so lange her.

00:04:22: Wenn ich kurz vor dem Top, bevor der Corona-Crash kam, investiert habe,

00:04:27: bin ich mittlerweile auch deutlich im Gewinn. Das ist ein schönes Beispiel dafür.

00:04:31: Und habe ich einen Sparplan, dann kommt mir sogar noch dieser sogenannte Cost-Average-Effekt

00:04:36: entgegen durch die niedrigeren Kurse.

00:04:38: Da hatten wir auch vor einiger Zeit mal im Podcast zugesprochen.

00:04:42: Ein zweites Beispiel, Diversifikation.

00:04:44: Wenn ich also nicht alle Eier, wie es so schön heißt, in einen Korb lege,

00:04:48: dann hilft mir das in solchen Phasen, da nicht alle Branchen und Titel gleichermaßen stark verlieren.

00:04:52: Manche vielleicht sogar gegen den Trend leicht zulegen.

00:04:55: Und ein drittes Beispiel, bin ich ein aktiver Investor, was wahrscheinlich doch

00:05:01: einige Ihrer Zuhörerinnen, Leserinnen und Leser auch sind, dann glaube ich, ist es extrem wichtig,

00:05:07: dass man von vornherein eine klare Strategie auch für ein Risikomanagement hat.

00:05:12: Und alle diese drei Beispiele helfen dabei, in Phasen wie in den vergangenen

00:05:16: Wochen einen klaren Kopf zu bewahren.

00:05:18: Und das ist sicherlich so, ich sage mal, die Netto-Botschaft.

00:05:22: Es ist ganz wichtig, nicht in Panik zu verfallen.

00:05:24: Dann emotional an der Börse zu reagieren, das war noch nie gut.

00:05:28: Und wir als Börsenjournal sehen ja dann auch natürlich immer die Einstiegssituationen,

00:05:32: die sich daraus dann auch ergeben können bei dem einen oder anderen Unternehmen.

00:05:35: Sehr gut, absolut. Der Kurssturz an sich war jetzt kurz und heftig,

00:05:40: hat sich auch mittlerweile schon wieder so gut wie ausgebügelt.

00:05:42: Wir hatten Anfang des Jahres über die Aussichten des DAX gesprochen an dieser Stelle.

00:05:48: Natürlich hat man mit einem so drastischen Kursrücksetzer jetzt nicht gerechnet,

00:05:52: aber ich gehe mal davon aus, wir befinden uns trotzdem immer noch im Rahmen der Erwartungen.

00:05:58: Also wir haben natürlich keine Glaskugel. Aber dass es in so kurzer Zeit so

00:06:02: stark runterging, das war schon ungewöhnlich. Da hat man auch viel in der Presse zu gelesen.

00:06:06: Aber dass der Rückgang durchaus mal in dieser Größenordnung jetzt zu der Jahreszeit

00:06:09: kommt, das hat uns jetzt nicht überrascht.

00:06:12: Und zu Ihrer Frage, gemessen an unseren Erwartungen, ja, da befinden wir uns noch im Rahmen.

00:06:17: Vielleicht mal ganz kurz zurück zu Anfang des Jahres. Da hatten wir schon darüber gesprochen.

00:06:21: Wir befinden uns in diesem Jahr in einem US-Wahljahr. Und Wahljahre,

00:06:25: US-Wahljahre sind im Schnitt über die letzten Jahrzehnte seit 1928 positive Aktienjahre.

00:06:32: Innerhalb eines Jahres, des Aktienjahres verläuft aber der Markt nicht gleichmäßig.

00:06:37: Innerhalb der ersten sechs Monate verlaufen die Märkte in der Regel seitwärts

00:06:43: bis leicht positiv. Und das war dieses Jahr anders.

00:06:46: Das wissen wir alle, das haben wir gesehen, vor allem das erste Quartal,

00:06:49: das war außerhalb der Regel extrem gut.

00:06:51: Und so könnte man sagen, dass der Kursrückgang in den letzten Wochen eigentlich

00:06:54: nur die im Vergleich zur Historie aufgetretene positive Abweichung negiert hat.

00:06:59: So und wie geht es weiter?

00:07:00: Nehmen wir kurz mal die Situation und nutzen die, um einen kleinen Ausblick zu machen.

00:07:05: In der Phase, in der wir jetzt sind, August, September, Oktober,

00:07:07: da ist es in US-Wahljahren so, dass eine Unsicherheit eigentlich diese Monate

00:07:13: prägt und auch kein Aufwärtstrend einsetzt.

00:07:15: Das geht sehr stark schwankend hin und her.

00:07:18: Wir befinden uns daher in dieser Phase, ist für uns alles soweit im Rahmen und

00:07:22: nach vorne geschaut. In der Regel folgt nach der Wahl Anfang November folgen

00:07:26: zwei starke letzte Jahresmonate.

00:07:27: Also im Grunde sind wir also weiter optimistisch, dass es dieses Jahr wieder

00:07:31: positiv ausgeht. Klingt auf jeden Fall zuversichtlich.

00:07:34: Was sollte man denn bzw.

00:07:36: Was kann man denn beachten, wenn es zu solchen Kursstürzen kommt?

00:07:40: Also welche Hilfsmittel könnte man da zurate ziehen?

00:07:44: Also das würde ich jetzt wirklich aus technischer Sicht mal versuchen zu beantworten.

00:07:49: Wobei das würde hier den Rahmen sprengen. Es gibt ja so extrem viele Strategien

00:07:53: und Ansätze. Aber mal so einen kleinen Überblick.

00:07:56: Klar, es gibt ja sicherlich auch Zuhörerinnen und Zuhörer, die jetzt nicht unbedingt

00:08:00: der technischen Analyse so zugeneigt sind.

00:08:01: Aber ich glaube, das ist relativ simpel für jeden, mal sich anzuschauen,

00:08:06: so zwei, drei Grundregeln, die man beachten sollte. Das erste wäre zu gucken.

00:08:10: Da finde ich eine der wichtigsten. Das ist auch eine grundsätzliche charttechnische Strategie.

00:08:16: Befindet sich ein Wertpapier oder ein Index in einem längeren Aufwärtstrend oder nicht?

00:08:19: So, wird ein Aufwärtstrend nämlich gerissen von oben nach unten,

00:08:23: das heißt der Kurs fällt von oben nach unten durch diesen Aufwärtstrend,

00:08:26: durch diese Linie, dann sollte man Vorsicht walten lassen,

00:08:29: denn es könnte darauf hindeuten, dass sich die übergeordnete Marktmeinung der

00:08:33: Investoren geändert hat.

00:08:35: Und hier Beispiel DAX, das ist total spannend, denn das Tief im August,

00:08:39: da hat der DAX ein exaktes Kursniveau getroffen, wo der laufende Aufwärtstrend

00:08:44: seit September 2022 verläuft.

00:08:48: Insofern hat also hier diese sogenannte Unterstützung, Aufwärtstrend ist in

00:08:51: dem Fall die Unterstützung, hat gehalten, der Markt hat dann nach oben gedreht,

00:08:54: positiv. Ein zweites Beispiel finde ich auch ganz interessant.

00:08:57: Das kann man auch selber ganz einfach nachvollziehen.

00:09:00: Der DAX macht in jedem Kalenderjahr, egal wie gut das Aktienjahr läuft,

00:09:03: eine Korrektur von durchschnittlich 10 Prozent.

00:09:06: Und auch das hat er fast exakt seit dem Top im Mai bis zum tiefen August erreicht.

00:09:12: Und ein letztes Beispiel, da hört man auch viel von, die sogenannte 200-Tage-Durchschnittslinie.

00:09:18: Ein Wertpapier pendelt in der Regel langfristig um diesen 200-Tage-Durchschnitt.

00:09:27: Und auch da gibt es eine Regel beim DAX, einmal im Jahr berührt er diese Linie oder kreuzt sie.

00:09:32: Und jetzt raten Sie mal, was kommt. Auch das hat er exakt in diesem Jahr gemacht.

00:09:36: Kurz unterschritten und dann von da nach oben wieder abgeprallt.

00:09:41: Das heißt, all diese drei Dinge deuten im Moment darauf hin,

00:09:44: dass in dem Kursniveau um 17.000 Punkte, denn da verlief das alles,

00:09:48: eine relativ gute Unterstützung liegt.

00:09:50: Ein Satz allerdings noch, das muss man auch wissen, ganz wichtig.

00:09:54: Anlegerinnen und Anleger sollten darauf schauen, ob diese Unterstützung bei

00:09:57: 17.000, sollte es einen zweiten Kursrückgang geben, hält.

00:09:59: Denn wird dann am zweiten Mal diese Unterstützungszone bei 17.000 nach unten

00:10:05: verlassen, dann wird es gefährlich, dann dürften weitere Kursverluste auf uns zukommen.

00:10:11: Welche Lücken oder beziehungsweise man nennt es ja auch Gaps gilt es denn nun zu beachten?

00:10:16: Gut, dass Sie das ansprechen. Auch das ist ein guter Punkt, der auch immer wieder

00:10:20: mit herangezogen werden kann, wo gewisse Kursziele liegen. Und solche Gaps,

00:10:25: die wirken in der Tat wie ein Magnet.

00:10:27: Und auf der Oberseite gibt es im Tagesbereich im Moment keine Gaps.

00:10:31: Nach unten haben wir die nächsten kurzfristigen Kurslücken bei 17.817 und bei 16.957.

00:10:39: Da ist wieder die 17.000er-Zone. Also auch das ganz spannend.

00:10:44: Jetzt haben wir ja gerade schon so ein bisschen die Hilfsmittel angesprochen.

00:10:48: Das ist für viele wahrscheinlich eher trockene Theorie, aber eigentlich ja dennoch ganz spannend.

00:10:53: Welche charttechnischen Hilfsmittel gibt es denn noch?

00:10:57: Also es gibt ja so zum Beispiel den V-DAX oder den DAX Seasonal.

00:11:01: Ja, das sind zwei schöne Beispiele.

00:11:03: Nutzen wir auch, definitiv. Ziehen die mit ran zur Bewertung der Situation.

00:11:08: Und ich nehme mal diesen DAX Seasonal, den Sie angesprochen haben,

00:11:11: auf. Denn das ist ein ganz schönes Beispiel.

00:11:14: Also im Grunde passiert hier Folgendes. Der DAX geht, es gibt Daten,

00:11:18: die zurückreichen bis 1980.

00:11:21: Und man kann jetzt sagen, ich hätte als Anleger am 1.

00:11:25: Januar 1980 mein Geld in den DAX gelegt. dann hätte ich jetzt einen Punktestand

00:11:29: von 18.500 Zählern. Der aktuelle DAX-Stand.

00:11:32: Ungefähr 18.500, aktuell 18.464. Beim DAX-Seasonal, der macht sich die Saisonalität,

00:11:39: das heißt den durchschnittlichen Verlauf eines Jahres beim DAX, zunutze.

00:11:42: Und hier passiert Folgendes. Im Unterschied zum Kaufen und Buy and Hold wäre

00:11:47: ein Investor am 01.01.1980 in den DAX eingestiegen und hätte jedes Jahr im August,

00:11:52: September einfach verkauft und Kasse gemacht und wäre im Oktober zurückgekommen.

00:11:57: Und hätte das dann bis heute so durchgehalten. Der DAX-Stand wäre dann,

00:12:02: oder der Stand dieser Strategie, dieser auf Saisonalität,

00:12:06: August, September sind schwache Monate, basierende Strategie würde nicht 18.500

00:12:10: Zähler bedeuten, sondern 103.000 Punkte aktuell.

00:12:14: Da sieht man also, dass diese Saisonalität, August, September sind schlechte

00:12:19: Börsenmonate, durchaus, da ist ein wahrer Kern drin.

00:12:22: Und wenn ich das kenne, dann müssen mich auch, entweder bereite ich mich vor.

00:12:26: Oder ich bin entspannt, weil ich weiß, okay, das ist jetzt zwar blöd,

00:12:30: aber August, September sind schwache Monate danach, geht es wieder weiter.

00:12:34: Und die Volatilität, die misst die Schwankungsbreite des Marktes.

00:12:38: Also ganz einfach, je stärker Tagesausschläge sind, je größer ist auch die Panik

00:12:44: oder die Angst oder die Hektik. Nochmal die Hektik.

00:12:46: Je kleiner die Tagesbewegungen sind, desto mehr Ruhe ist drin.

00:12:49: Und das drückt sich in der Volatilität aus.

00:12:51: Der Wohler-Index des DAX, so Werte zwischen 15 und 25, das reicht,

00:12:56: wenn man das weiß, das ist der Normalbereich.

00:12:57: Und alles über 25 geht in den Angstbereich, in wirklichen Krisenphasen geht

00:13:03: das bis 40, 50, 60, 70, dann ist Panik.

00:13:06: Werte unter 15, die gehen aber schon Richtung Sorglosigkeit.

00:13:09: Und das hatten wir auch in den vergangenen zwei, drei Monaten schon.

00:13:13: Das ist auch wichtig, so ein Indikator ist kein Timing-Instrument.

00:13:16: Zwei, drei Monate lang, die Kurse sind weiter gestiegen, aber die Volatilität war extrem niedrig.

00:13:21: Wenn ich das sehe als Anleger, dann weiß ich, ich muss zwar nicht sofort hektisch

00:13:26: verkaufen, aber ich sollte anfangen, meine Strategie vielleicht etwas vorsichtiger

00:13:30: umzustellen, weil seit zwei Monaten ist die Vola unter 15,

00:13:33: da kommt irgendwann was. Das ist so eine Grundregel.

00:13:36: Das ist nicht immer alles in Stein gemeißelt, das wissen wir,

00:13:39: aber man kann ja dann doch so ein bisschen seine dementsprechende Anlegestrategie anpassen.

00:13:44: Dazu vielleicht noch ein kurzer Hinweis. Natürlich.

00:13:46: Ich glaube, auch ganz wichtig ist, sich klar und deutlich bewusst zu machen,

00:13:50: an der Börse werden nach unserer Meinung Wahrscheinlichkeiten gehandelt und

00:13:54: keine 100% Trefferquoten gibt es nicht.

00:13:56: Aber wenn ich weiß, dass in, ich sage mal, 75, 80% der Fälle ein System funktioniert,

00:14:02: egal welches, das ist auch noch vielleicht ein Hinweis an alle Zuhörerinnen

00:14:06: und Zuhörer, dann sollte ich dem durchaus ein Glauben schenken und das mit in

00:14:10: meine Bewertungen einfließen lassen.

00:14:12: Mittlerweile wird ja auch immer mehr international gehandelt.

00:14:15: Was ist denn beispielsweise mit dem Fear and Greed Index?

00:14:18: Ja, auch ein sehr guter Hinweis. Fear and Greed Index, der ja die Stimmung der

00:14:24: Anleger am US-amerikanischen Aktienmarkt misst, ist auch immer ein Index,

00:14:30: sollte man mit einbeziehen, tun wir auch gerne.

00:14:33: Allerdings, wie die Vola, sollten solche Stimmungsindikatoren nicht alleine

00:14:37: oder zum Timing eingesetzt werden.

00:14:40: Sie sind eine gute Ergänzung, um die Marktanalyse zu bewerten.

00:14:44: Und aktuell, vielleicht dann noch der Hinweis, aktuell steht dieser Index auf Angst.

00:14:49: Und das deutet für uns darauf hin, so würden wir es interpretieren,

00:14:52: dass viele Anleger schon verkauft haben, Cash halten und dem Markt fernbleiben.

00:14:56: Das ist die logische Konsequenz. Wenn ich Angst habe, bin ich eigentlich nicht im Markt.

00:15:00: Das ist aber dann wiederum für die Zukunft gut, weil es steht Geld an der Seitenlinie

00:15:04: für künftige Käufe bereit.

00:15:07: Und wenn man das jetzt überträgt auf die Saisonalität, dann ist das für uns auch eine Kausalität.

00:15:13: Denn wie gesagt, wir sind ja in einem US-Wahljahr.

00:15:16: Die Monate August, September sind eher unruhig. Also bleibe ich erstmal,

00:15:20: auch wenn der Markt schon Angst hat, bleibt er erstmal in der Seitenlinie.

00:15:23: Wartet ab, was die US-Wahl vielleicht bringt.

00:15:27: Und danach geht das Geld wieder in die Märkte im November, Dezember.

00:15:31: Also auch das passt für uns zusammen.

00:15:33: Und der US-Wahlkampf ist dieses Jahr ja besonders spannend. Also da dürfte noch

00:15:38: einiges auf uns zukommen auch.

00:15:40: Aber ich würde mal sagen, wir sprechen uns dann zur Jahresendrallye wieder,

00:15:45: wenn sie kommt, beziehungsweise über den Ausblick für 2025 auf jeden Fall.

00:15:50: Da dürfen wir auf jeden Fall gespannt bleiben. Sehr gerne.

00:15:53: Also, ihr habt es gehört, in den kommenden Monaten bleibt es auf jeden Fall spannend.

00:15:57: Wir blicken dann hoffentlich das nächste Mal zuversichtlich auf ein Börsenjahr

00:16:01: 2025, wenn wir uns widersprechen.

00:16:03: Ich darf mich an dieser Stelle bei Ihnen, Herr Wetzel, wieder für das interessante

00:16:06: Gespräch bedanken. Sehr gerne. Vielen Dank, dass ich wieder dabei sein durfte.

00:16:10: Sehr gerne. Es wird nicht das letzte Gespräch gewesen sein. Wir hören uns hoffentlich

00:16:14: früher wieder beim nächsten Mal.

00:16:16: Schaut bis dahin auf jeden Fall auf unserer Homepage effekt-spiegel.com vorbei.

00:16:20: Wie gesagt, da haben wir auch für euch über den letzten Börsenrückgang einen

00:16:24: Artikel zusammengesteckt über die Carry Trades.

00:16:26: Wir hoffen, ihr schaltet auch das nächste Mal wieder ein. Bis dahin, bleibt gesund.

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